Ihr Lieben,
wie einige von Euch auf Instagram sicher verfolgt haben, bin ich umgezogen. Am Anfang wirklich sehr ungern und fast unter Tränen. Denn ich habe mich in meine alte Wohnung verliebt. Ich habe also keine neue Wohnung gesucht, keine perfekte Wohnung, bei der gerade das beste gut genug ist. Es war einfach Glück. Vielleicht auch einfach weil es mir egal war. Daher möchte ich jetzt einfach mal etwas zum Thema Wohnung loswerden und Euch Bilder aus meiner so gar nicht idealen Traum-Wohnung zeigen.
Denn letztlich habe ich aus dieser kleinen, am Anfang so hässlichen Wohnung gelernt, dass es einfach nicht darauf ankommt. Es kommt nicht darauf an, ob ein Echtholz-Parkett in der Wohnung liegt, man Blick über die ganze Stadt hat, die Wände verputzt ohne Raufasertapete sind, das Bad mit Dusche und Badewanne ist. Und natürlich eine neue Küche in der Wohnung ist. Und es Altbau mit Stuck ist. Natürlich mit großem Balkon. Das ist doch das, was sich jeder bei der Wohnungssuche wünscht. Zumindest, was ich aus meinem Umfeld höre.
Aber kommt es denn darauf an? Was bringt mir eine perfekte Wohnung, wenn ich unglücklich mit mir selbst und meinem Leben bin? Manche mögen hier anderer Meinung sein. Ich persönlich finde. Rein gar nichts.
Lieber eine schreckliche Wohnung und glücklich, als die perfekte Wohnung mit allem drum und dran und unglücklich. Ich spreche aus Erfahrung. Ich hatte sie auch mal, die perfekte Wohnung mit Fußbodenheizung, Erstbezug nach Renovierung, Blick über die Stadt, großen Fenster, Balkon, Garten und tollen Nachbarn. Und am Ende war ich keinen Tag so zufrieden, wie in der 46qm Wohnung in einem Hinterhof.
Am Anfang war diese Wohnung gar nicht ideal. Die Wände waren in hässlichen Farben gestrichen, der Boden sah billig aus (was vielleicht daran liegt, dass die Wohnung einfach auch in Stuttgart sehr zentral liegt und richtig richtig billig ist) und irgendwie war ich auch nicht glücklich mit der Aussicht auf das andere Haus. 10m entfernt um genau zu sein. Es war eine Art Notlösung, da ich dringend aus meiner WG ausziehen wollte, aber auch nicht mehr als 500€ kalt bezahlen konnte. Die Nachbarn waren Assi (es tut mir Leid ein anderes Wort kann nicht verwendet werden), der Flur dreckig und meistens lag Müll vor der Tür. Und eigentlich war mir auch der Balkon und die Küche viel zu klein. Und zu alt. Ach und erst das Bad. Das Bad war nicht mal 1 Meter breit. Also wenn Ihr Euch über kleine Bäder beschwert, habt Ihr meins noch nicht gesehen. Eine Renovierung hätte der Wohnung wirklich gut getan. Aber gut, das war nun die Situation mit der es klarzukommen hieß. Anfangs hätte ich auch nie gedacht, dass das Ende so aussehen würde – wie bei einem guten Roman.
Da ich kein Geld übrig hatte musste die billige Wohnung jetzt auch noch billig eingerichtet werden. Schränke von meine Oma. Stühle vom Sperrmüll. Apfelkisten von Opas Dachboden. Gemeckert wurde nicht. Das im Vergleich Preis-Leistung teuerste der Wohnung ist definitiv der Hocker für 179€. Den ich mir dann einfach so mal gegönnt habe.
Um auf den Titel zurück zu kommen. Am Ende hat doch keiner etwas davon viel zu Haben. Den Designertisch. Die Fußbodenheizung. Das neue Bad. Versteht mich nicht falsch, ich finde Fußbodenheizung super und eine bodentiefe Rainshower-Dusche. Ein Traum. Aber ich würde nicht alles dafür geben, das zu besitzen. Denn Besitz ist nicht gleich Glück. Und das soll der Titel ausdrücken, es ist doch viel wichtiger mit seinem “Sein” glücklich zu sein, als viel zu Haben. Denn am Ende sind meine gefühlt glücklichsten Freunde die, die jeden Monat nur irgendwie über die Runden kommen. Glück kann man nämlich nicht kaufen.
Das große Glück kam dann, als mein Freund zu mir in die 46qm Wohnung zog. Irgendwie war es dann eine Herausforderung. Ein Glück zu 2. in dieser – ach so gar nicht idealen – Wohnung zu finden. Plötzlich war viel Bedarf zur platzsparenden Einrichtung mit viel viel Stauraum da. Aber auch das konnte in dieser kleinen Wohnung am Marienplatz gelöst werden. Begehbarer Kleiderschrank, dank Altbaudeckenhöhe Regale bis an die Decke und einen Keller hatte sie ja auch noch. Glück trotz hässlichem Billig-Parkett, Müll vor der Tür, Blick auf das andere Haus und lauten Nachbarn.
Und am Ende war ich so verliebt in die Wohnung, dass ich gar nicht mehr weg wollte, als uns eine Freundin ihre Wohnung mit 4-Zimmern. Blick über die Stadt. Neuen Fenstern. Holzparkett. Größerem Bad und Küche anbot. So ändern sich die Zeiten und die Stimmung, wenn man sich einfach mit seiner Situation abfindet und das beste daraus macht.
Ganz ehrlich. Jeder der schon mal eine Wohnung in Stuttgart gesucht hat weiß, wie schrecklich das ist. Und dann steht einfach “ohne zu Suchen” die neue Wohnung vor der Tür. Doppelt so groß, nicht doppelt so teuer mit Blick über die ganze Stadt (an 3 Ecken) im Heusteigviertel. Ja, was soll man da denn noch sagen? Nein danke, ich bleibe in meinem Assi-Haus mit lauten Nachbarn, weil ich die Wohnung liebe? Am Ende muss ich aber sagen, dass ich ohne meinen Freund nicht umgezogen wäre. Aber da er sich schon immer Aussicht gewünscht hat, dann muss man eben auch mal Kompromisse machen, um das Glück, das man hat zu behalten.
Daher habe ich schweren Herzens meine alte, kuschlige 46qm zurückgelassen und bin umgezogen. Und wir sollten uns wirklich Walkie Talkies kaufen, damit wir kommunizieren können. Plötzlich hört er nämlich nicht mal, dass ich was sage, wenn ich im Bad und er im Schlafzimmer steht.
Ich freue mich auch schon Euch Bilder von unserem neuen Reich zu zeigen, das für mich einfach perfekt ist, auch wenn man die Fußbodenheizung, die Kernsanierung und den großen Balkon lange suchen kann.
One Comment
undiversell
Ja, Glück hat nichts mit der Wohnsituation zu tun. Oft macht die Veränderung glücklich. Ich bin immer gern umgezogen, war ein Neuanfang, ein sich Trennen von unnützen Dingen, Ausmisten von Gegenständen und der Seele. Wünsche dir ganz viel Glück in deiner neuen Wohnung und freue mich auf weitere Wohnbeiträge. LG Undine